Ursachen
Hervorgerufen werden diese
Störungen durch Schädigungen bestimmter Hirnregionen, welche die
regelrechte Funktionen der Muskulatur steuern. Als Ursache der
infantilen Zerebralparese kommen Entwicklungsstörungen oder
Hirnschädigungen in der Schwangerschaft, während der Geburt oder
kurz nach der Entbindung in Frage.
Die infantile Zerebralparese
ist ein Dauerzustand. Sie ist die häufigste Ursache für
Behinderungen bei Kindern und betrifft ungefähr eine von 400
Lebendgeburten. Man hat beobachtet, dass in den letzten Jahren
bestimmte Formen der infantilen Zerebralparese etwas häufiger
auftreten.
Diese hohe Zahl ist
wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass die Überlebensrate von
Frühgeborenen mit niedrigem Geburtsgewicht im Vergleich zu früher
bedeutend höher ist.
In vielen Fällen lässt sich
die Ursache der infantilen Zerebralparese nicht sicher feststellen.
Mann weiss aber, dass das sich entwickelnde Gehirn durch bestimmte
Infektionen während der Schwangerschaft (Röteln) oder im
Säuglingsalter (Meningitis) geschädigt werden kann. Andere Ursachen
sind Hirnblutung, mangelnde Sauerstoffversorgung des Gehirns, zu
niedriger Blutzucker, schwere Gelbsucht (wie etwa bei Rhesusfaktor-
inkompatibilität) oder Kopfverletzungen während oder kurz nach
Geburt. Eindeutig häufiger kommt die infantile Zerebralparese bei
Frühgeborenen vor. Ausserdem gibt es einige seltene Erbkrankheiten,
die in ihrem Erscheinungsbild der infantilen Zerebralparese ähneln.
Jedes Kind mit infantiler
Zerebralparese ist unterschiedlich stark betroffen, das heisst, die
Schwierigkeiten bei der Steuerung von Bewegung und Haltung reichen
von "kaum wahrnehmbar" bis hin zu "sehr auffällig". Bei manchen
Kindern äussert sich die Störung lediglich in leichter Schwäche oder
Hinken, während andere Schwierigkeiten beim Krabbeln, Gehen,
Sprechen, Essen oder beim Gebrauch ihrer Hände haben. Wieder andere
können nicht frei sitzen. Die am stärksten betroffenen Kinder sind
schwer behindert und für den Rest ihres Lebens auf Betreuung und
Pflege angewiesen. Bisweilen wird die infantile Zerebralparese erst
erkannt, wenn sich bei dem betroffenen Kind Verzögerungen in der
Entwicklung von Bewegung, Haltung und Gleichgewicht einstellen, also
Funktionen, die für regelrechtes Sitzen und Stehen erforderlich
sind. In der Regel manifestieren sich spastische Hemiplegie und
spastische Diplegie, bevor das Kind zwei Jahre alt ist.
Neben den
Schwierigkeiten beim Bewegen von Armen und Beinen leiden Kinder mit
infantiler Zerebralparese oft noch an anderen Behinderungen oder
Krankheiten. Zu diesen gehören Anfälle (Epilepsie),
Schluckbeschwerden oder Störungen der Mimik, Speichelausfluss,
Sprach- und Hörstörungen sowie Sehstörungen (etwa Schielen). Die
intellektuellen Fähigkeiten können normal, aber auch schwer
eingeschränkt sein. Bei vielen Kindern ist die intellektuelle
Leistung unauffällig, allerdings bestehen bei ihnen bestimmte
Lernbehinderungen, die mit ihren Sehstörungen und motorischen
Ausfällen zusammenhängen. Bei manchen Kindern mit infantiler
Zerebralparese ist die Berührungs- und Schmerzempfindung vermindert.
Häufig sind Inkontinenz und Bettnässe.
Diese Probleme können sich
störend auf Kommunikationsverhalten und Mobilität auswirken und
Lernschwierigkeiten verursachen. Ohne entsprechende Betreuung und
sinnvolle Beratung führt die infantile Zerebralparese demnach nicht
nur zu körperlichen und intellektuellen Defiziten, sondern auch zu
psychischen und sozialen Problemen. Vermeidbar ist dies jedoch, wenn
die richtige Hilfe frühzeitig angeboten wird, möglichst unmittelbar
nach der Diagnose.
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